WWF WrestleMania – The Arcade Game

Firma:
Acclaim
Jahr:
1995
Systeme:
PC (DOS) / PC (VGA)
Genres:
Sport / Action
Tags:
Kämpfen / Individualsportarten / Multiplayer / Mannschaftssportarten
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
4.5/5

Meinung damals

Wenn einem Hersteller eine so erfolgreiche Gratwanderung zwischen teurer Lizenz und Spielspaß glückt wie Acclaim mit dieser rundum überzeugend präsentierten WWF-Versoftung, dann muß der Hit einfach fallen!

Michael Schnelle, PC Joker 11/95 

Wer sich nur ganz zaghaft für Wrestling interessiert, wird schon eher von der exakten Steuerung, der manierlich digitalisierten Grafik und der authentischen Soundkulisse angesprochen. Abgesehen von den grimmig dreinblickenden Muskelbergen unterscheidet sich WWF Wrestlemania nur unwesentlich von diversen Prügelspielen, allerdings stehen hier bis zu vier Heroen im Ring. […] Die Vielzahl an Kombinationen, die reizvollen Turniermodi und die Schwierigkeitsgrade sorgen für langfristige Motivation, die nicht schon beim ersten Gewinn des „Intercontinental Champion“-Gürtels abflaut.

Florian Stangl, PC Player 11/95 

Ein Wunder! WWF Wrestlemania ist das erste Spiel seiner Art, bei dem Ihr wirklich das Gefühl habt, mit dem Joypad Einfluß auf das Spielgeschehen nehmen zu können: Bisher kloppte man wild auf sämtlichen Buttons herum und hoffte, daß der von einem gesteuert Wrestler doch endlich mal eine gelungene Aktion zeigt. Nicht so bei der Adaption des Midway-Automaten: Ihr setzt gezielt Special-Moves ein, weicht aus und bugsiert Euer Gegenüber im Ring umher. […] immerhin werden alle Wrestling-Fans endlich mit einem „echten“ Spiel bedient, das sich sehen lassen kann.

Ralph Karels, Video Games 11/95 

Bericht von Mr Creosote (21.05.2000) – PC (DOS)

WWF WrestleMania – der Name sagt eigentlich alles. Die offizielle Lizenz hat für Spieldesigner sowohl Vor- als auch Nachteile. Große Bewegungsfreiheit für Kreativität in Sachen Charaktergestaltung und Spielmodi bleibt nicht, aber das ist natürlich gleichzeitig auch Vorteil. Dadurch, dass es schon bekannte Kämpfer-„Persönlichkeiten“ gibt, mit denen die Anhänger dieser „Sportart“ verschiedene Klischeeattribute verbinden, bleibt einem die für Prügelspiele übliche krampfige Hintergrundstory erspart. Auch werden natürlich potentielle Schwächen im Spieldesign durch die emotionale Bindung der Jünger zu ihren Idolen übertüncht. Die Designer konnten also ihre gesamte Energie in die möglichst perfekte, „realistische“ Umsetzung stecken.

Insgesamt acht bekannte (damalige) WWF-Stars stehen zur Auswahl. Dabei unterscheiden die Kämpfer sich nicht nur in der Grafik, sondern auch in ihren Fähigkeiten. Das soll aber nicht heißen, dass sie spieltechnisch wirkliche Individuen sind. Es ist eher so, dass man von Gruppen gleichartiger oder ähnlicher Figuren sprechen kann. Offensichtlichstes Kriterium ist das antiproportionale Verhältnis zwischen Muskelkraft und Schnelligkeit. Hier gibt es schon spürbare Unterschiede, die aber andererseits nicht riesig sind. Wichtiger ist da schon die Güte der zur Verfügung stehenden Aktionen. So lässt sich z.B. eine gewisse Überlegenheit der Spezies „Hochheber“ (so benannt wegen ihrer Fähigkeit, Gegner hochzuheben und unsanft wieder fallen zu lassen) nicht absprechen. Dagegen sehen Standardwürfe und Schläge weniger Privilegierter eher alt aus. Durch diese Hierarchisierung ergeben sich schon verschiedene Schwierigkeitsgrade, je nach gewähltem Wrestler.

Überhaupt ist die Anzahl und Durchführbarkeit spezieller Manöver gut gelungen. Während wenige exotische Spezialattacken in der Hektik des Kampfes kaum möglich sind, ist die große Mehrheit relativ einfach einzusetzen. Dadurch ergeben sich zum Teil wirklich abwechslungsreiche Kämpfe, in denen nicht immer nur ein und derselbe Special Move benutzt wird. Auch positiv hervorzuheben ist, dass die Handhabung der verschiedenen Kämpfer relativ einheitlich gestaltet wurde. Wenn man bei einem ein besonders vernichtendes Mittel gefunden hat, kann man sich sicher sein, durch die selbe Tastenkombination zumindest bei manchen anderen Wrestlern ähnlich gute Dinge auszulösen. Dadurch ist man weniger als bei anderen Prügelspielen auf eine Figur festgelegt.

Weniger erfreulich ist dagegen die Anzahl der verfügbaren Spielmodi. Für Einzelspieler gibt es nur die Möglichkeit, um den Intercontinental- oder World-Champion-Titel zu kämpfen. Und die jeweiligen Wege dorthin unterscheiden sich fast überhaupt nicht. Der einzige Unterschied ist die Anzahl der Gegner. Während man bei ersterem einen bis drei Gegner gleichzeitig bekämpfen muss, fängt der lineare Weg zum Weltmeistertitel gleich bei zwei Gegnern an, und endet beim sogenannten „Royal Rumble“. Wer diesen Begriff allerdings aus Fernsehübertragungen kennt, wird sich wundern. Denn im Spiel handelt es sich dabei nicht um einen Massenkampf Jeder gegen Jeden, sondern um eine leicht modifizierte Variante des vorher erlebten. Wieder kämpft man alleine gegen drei Verbündete, nur dass diesmal, wenn man einen Gegner ganz ausgeschaltet hat, er durch einen anderen ersetzt wird, so lange, bis man alle sieben „Feinde“ besiegt hat. Hier fehlte augenscheinlich etwas die Kreativität.

Auch sonst ist der Kampf zwar spaßig, aber wenig originell umgesetzt. Neben dem einfachen Prügeln im Ring kann man dieses auch außerhalb desselben fortsetzen. Aber auch hier setzen die Programmierer auf ein etwas seltsames System. Anstatt, dass man für Abwesenheit vom Ring ausgezählt wird (wie es die „Regeln“ besagen), verliert man nach einer kurzen Zeit Energie, es sei denn, ein Gegner gesellt sich zu einem. In diesem Fall unterscheidet sich das Kämpfen in keinster Weise von dem im Ring. Allgemein beliebte Extras wie Stühle und Tische zur Schadensmaximierung wurden genausowenig eingebaut wie spezielle Modi (z.B. Käfig- oder Leiterkämpfe). Hier hätte man wirklich viel mehr tun können.

Einer der wichtigsten Punkte bei Prügelspielen ist der Mehrspielermodus und die Thematik „Wrestling“ gibt ja auch eine Menge dafür her. Der Kampf gegeneinander ist dann auch routiniert gemacht, nutzt sich aber aufgrund des sehr taktischen Verhaltens menschlicher Kämpfer relativ schnell ab. Es gibt auch noch einen Kooperationsmodus. Leider ist dieser Teil völlig misslungen. Obwohl „Tag-Team“ genannt, hat es mal wieder nichts mit dessen eigentlicher Bedeutung zu tun. Dann würden nämlich beide Kämpfer abwechselnd im Ring stehen und kämpfen, was eine gewisse strategische Komponente ins Spiel brächte. Genauso interessant wäre der Umgang mit „Regelverstößen“ (also z.B. dem illegalen Helfen von außen) gewesen. Aber all dieses haben die Programmierer sich gespart. Stattdessen stehen alle Kämpfer gleichzeitig im Ring (also insgesamt vier) und die Teams sollen sich bekämpfen. Das ist aufgrund der mangelnden Übersichtlichkeit (es gibt nur einen Bildschirmausschnitt) und der Tatsache, dass sich die Teams jeweils einen Energiebalken teilen, aber völlig unspielbar. Mehr als zwei menschliche Spieler sind ohnehin nicht vorgesehen.

Was bleibt ist ein wirklich kurzweiliges Solospiel, das mit gelungener digitalisierter Grafik und authentischem Stadion- und Kommentatorsound aufwarten kann. Einen der Titel zu erringen und dabei immer wieder neue Sachen auszuprobieren, macht wirklich Spaß. Aber leider ärgert man sich dann doch über die vielen verpassten Chancen, weswegen dieser Test eigentlich auch viel negativer klingt, als das Spiel objektiv betrachtet ist. Es ist allen Zweikampfspielen der klassischen Art (Street Fighter, Mortal Kombat,…) haushoch überlegen!

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