Space Assassin

Firma:
Puffin Books
Jahr:
1985
System:
Spielbuch
Genre:
Rollenspiel
Tags:
Kämpfen / Science Fiction / Textbasiert
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
1/5

Bericht von Mr Creosote (02.12.2023) – Spielbuch

Man muss Andrew Chapman, Autor von Space Assassin, danken, dass er den Ursprung  des  Buches  dokumentiert hat. Darüber hinaus ist auf seine  Version , wie seine Mitarbeit an der Buchreihe endete, nachzulesen. All dies gibt uns unbezahlbare Einblicke darin, wie es um die Abenteuerspielbücher in den 1980er Jahren bestellt war.

Die Anfänge des Buches erklären auf jeden Fall Einiges, was man dort wiederfindet. Es imitiert den Hexenmeister vom flammenden Berg sehr nah, bis hin zur praktisch identischen Dreiaktstruktur. Erstens ein langer Gang voller „Möchtest du die Tür neben dir öffnen oder weitergehen?“. Dann ein Irrgarten, den man frei durchqueren kann. Schließlich eine Reihe mehr oder weniger klimaktischer Begegnungen hin zum Ende.

Science Fiction?
Science Fiction?

Oberflächlich betrachtet gibt sich die Geschichte als Science Fiction. Es gilt einen Bösewicht auf seinem riesenhaften Raumschiff festzunehmen. Das sich dann jedoch de facto als nichts anderes als ein verbrämter Fantasy-Dungeon herausstellt. Wie ja überhaupt der Großteil der Literatur unter dem Laben SciFi in echt ins Abenteuergenre fällt. Das Wort „Ork“ wird mit „Wachroboter“ ersetzt und schwupps, da haben wir’s.

Als Space Assassin im Original veröffentlicht wurde (in Deutschland verzichtete man auf eine eigene Ausgabe – hatte da jemand die Qualitätsprobleme bemerkt?), hatte sich die Reihe bereits deutlich von ihren konzeptuellen Ursprüngen weiterentwickelt. Andrew Chapman ist es nicht anzulasten, dass es so lange dauerte, bis es schließlich herauskam. Doch nachdem man nun bereits spannendere Bücher gesehen hatte, sowohl was die Spielmechanik, als auch ihre Erzählungen anging, las sich sein Erstling ungemein schwach. Was man leider ganz primär seiner Schreibe anzulasten hat. Zur Anschauung:

Through the door is a small kitchen and dining-area; once again everything is decorated in an alien style designed to make human behaviour difficult.

Erstens, ist das überhaupt korrekt? Ist es wirklich erklärtes Designziel, menschliche Benutzung zu erschweren? Zweitens sollte man doch wohl, wenn man sowas schon versucht, vielleicht ein wenig beschreiben inwiefern das nun alles anders ist, als man es als Mensch gewohnt ist? Anstatt es nur zu behaupten. Später streut Chapman dann Salz in die Wunde, indem er noch eine Küche folgendermaßen beschreibt:

Angriff der… Putzkolonne
Angriff der… Putzkolonne

The door leads to s small kitchenette with a delightful aroma – a pot of coffee is sitting, begging to be drunk, and on a sideboard are some fresh sandwiches!

Wohl doch plötzlich ziemlich menschlich, was? Solche Konsistenzprobleme schreiben sich spielerisch leider fort. Wie beispielsweise wenn der Protagonist die Zutrittskarten zweier Wissenschaftler klaut und prompt darauf einem Wachroboter begegnet. Der Roboter verlangt Identifikation. Doch eine der Karten zu zeigen, die man gerade bekommen hat, ist nichtmal eine der angebotenen Optionen. Stattdessen muss man kämpfen oder bluffen. Na klar, ich lege mal einen Roboter rein. Was auch sonst?

Das Buch ist also ein einziges Chaos unzusammenhängender Versatzstücke. Darunter sind leider beinahe überhaupt keine Szenen oder Begegnungen, die einem im Gedächtnis hängenbleiben. Die Unterhaltung mit dem Roboterpiloten des Schiffes ist da eine der ganz wenigen Ausnahmen. Diese philosophisch angehauchte Diskussion hat spielerisch keinerlei Relevanz. Weder kann man scheitern, noch etwas gewinnen im Bezug auf die eigentliche Mission. Man kann sich auch entschließen, den Roboter gleich eingangs über den Haufen zu ballern.

Es zeigt nur nochmals, wie unausgereift Space Assassin ist, von vorne bis hinten. Fast alle Entscheidungen sind letztlich rein zufällig zu treffen, da keine Hinweise auf mögliche Konsequenzen gegeben werden. Eine Handlung gibt es eigentlich nicht und der Schreibstil ist schwach. Klar, viele ältere Teenager und junge Erwachsene haben sich sicher gedacht, das könnten sie auch, nachdem sie ihr erstes Spielbuch erlebt haben. Einige werden sich an den Schreibtisch gesetzt und angefangen haben. Die meisten solcher Experimente sind wahrscheinlich nicht sehr gut. Doch sie wurden dann eben auch nicht professionell gedruckt und verkauft. Desto überraschender, dass Andrew Chapman später für ein paar weitere wirklich mehr als brauchbare Bücher verantwortlich werden sollte…

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