Lionheart

Firma:
Thalion
Jahr:
1993
System:
Amiga (OCS)
Genre:
Action
Tags:
Kämpfen / Fliegen / Schwerter & Magie
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
3/5

Meinung damals

Wir würden uns lieber die Hand abhacken lassen, als zu riskieren, daß wir zukünftig auf Sahnestückchen vom Schlage eines Lionheart verzichten müssen…

Carsten Borgmeier, Amiga Joker 01/93 

Der geplante Quantensprung mag Thalion zwar nicht geglückt sein, eine Nasenlänge voraus ist Lionheart seiner Konkurrenz aber allemal.

Martin Klugkist, ASM 01/93 

Nie zuvor hat man eine solche Perfektion in einem Amiga-Spiel bewundern können. […] Wer sich weiterhin Spiele dieser Qualität für den Amiga wünscht, sollte nun zugreifen, sonst wird es sich um einen Traum handeln.

Hans Ippisch, Play Time 03/93 

Das Thalion-Team um Erik Simon zeigt jedoch, daß Amiga-Spiele mit fernöstlicher Edel-Springerei mithalten können.

Knut Gollert, Power Play 02/93 

Bericht von Mr Creosote (18.12.2021) – Amiga (OCS)

Lionheart stand am Ende des kommerziellen Lebens des Amigas und wurde nicht mehr auf irgendwelche anderen Systeme portiert. Schon allein dadurch, dass es außerhalb der schwindenden Zirkel derjenigen, die der sterbenden Plattform noch die Stange hielten, niemals verfügbar wurde, wurde es sozusagen zur Legende. Eine Rolle dabei spielte auch Thalions (gescheiterte) Vermarktungsstrategie. Offensiv tönte es, das Spiel werde ohne Kopierschutz herausgebracht (der ja ohnehin gecrackt worden wäre), quasi als Test, ob der Amigamarkt noch weitere Produktionen wert sei. Tatsächlich ließ Thalion hiermit den Amiga hinter sich. Denn sie gingen bankrott.

Der Antiheld Valdyn, ein Katzenmann, der sein Aussehen zwischen Intro und Spiel grundlegend ändert, wird vom König als bester Kandidat angesehen, einem mystischen Talisman von einem Bösewicht wiederzubeschaffen. Zwar ist er von der Aussicht, sich allein einer Armee entgegenzustellen, nicht unbedingt begeistert, aber es bleibt ihm keine Wahl. Schließlich wollen die zahlenden (oder nicht zahlenden) Kunden ein Spiel sehen. Ach so, und Valdyn sollte während seiner Reise im Übrigen besser Ausschau nach einem anderen magischen Amulett halten, das seine versteinerte Freundin erlösen kann. Ein optionales zweites Spielziel – sowas motiviert natürlich zum wiederholten Durchspielen.

Ein sehr gerader Baumstamm
Ein sehr gerader Baumstamm

Das grundlegende Spielprinzip lehnt sich an Shadow of the Beast an – ebenso wie das hauptsächliche Verkaufsargument. Das Spiel ist vollgestopft mit parallaxscollender Ebenen, feinen Animationen, die die Bewegungsvielfalt unterstreichen… Eine technische Meisterleistung (mal abgesehen von dem unbeholfenen Spielersprite) und doch ist Lionheart eines der hässlichsten Spiele aller Zeiten.

Überwindet man die subjektive Abscheu für den Stil, punktet das Spiel mit vergleichsweise detaillierte Schwertkampfmechanik. Diverse Bewegungen in alle denkbaren Richtungen stehen zur Verfügung und selbst mit einem Joystickknopf gut abzurufen. Da verschieden große und sich unterschiedlich verhaltende Gegner von überall auftauchen können, ist das auch nötig.

Für einen Plattformer ist das Gameplay relativ wenig von Reflexen beeinflusst. Durch allzu plötzlich auftauchende Gegner oder sonstige Hektikeinlagen scheitert man nur selten. Vielmehr kommt der genretypische hohe Schwierigkeitsgrad durch die notwendige exakte Steuerung Valdyns zu Stande. Vorsicht, keinen falschen Schritt zu tun oder zu kurz zu springen. Und auf das unerwartete vorbereitet zu sein.

Schneller, Battle Cat!
Schneller, Battle Cat!

Das Leveldesign ist zwiespältig. Auf den ersten Blick zeigt es sich hervorragend, da man sich augenscheinlich sehr viel Mühe gegeben hat, Abwechslung zu bieten. Aus dem Dschungel geht es in die Ruinen einer untergegangenen Stadt, auf ein fliegendes Schiff, in eine Vulkanlandschaft, ein von Riesenspinnen bevölkertes Höhlensystem und eine Burg. Dabei wechseln nicht nur die Hintergrundgrafiken, sondern auch thematisch jeweils passende Gegner, Hindernisse und andere Gefahren halten einen bei der Stange. Noch bedeutsamer ist jedoch, dass auch die Kernmechanik sich mit verändert. Die Levels ziehen sich nicht nur von links nach rechts, sondern erlauben unterschiedliche Wege, wobei die besser versteckten Pfade mit Boni belohnt werden. Später warten sogar getimte Sprünge, Lianenschwünge sowie Drachenreiten auf dem Boden und zu Luft.

Man bekommt also praktisch mehrere Spiele in einem, und die Levels sind voller kleiner und großer Geheimnisse. Nur ergibt sich dadurch leider praktisch automatisch auch, dass wohl jeder Spieler mit irgendwas weniger anfangen können wird. Ich persönlich empfand die Flug- und Reitlevels als ziemlich öde und die mit den schwingenden Plattformen (in denen dann im Flood-Stil auch noch das Wasser konstant stieg) waren beinahe unschaffbar.

Mich hat es also nicht vom Hocker gehauen. Trotzdem ist der Kult um das Spiel nachvollziehbar. Dies ist genau das Spiel, wofür der Amiga technisch gesehen gebaut wurde. Es holt einiges aus diesem formelhaften Genre heraus und auch wenn es schwierig ist, ist es nicht unfair. Wer nicht (verständlicherweise) von den Screenshots abgeschreckt wird, der sollte ruhig mal einen Versuch wagen!

Screenshots

Amiga (OCS)

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