Bericht von Mr Creosote (18.01.2003) – Amiga (OCS)
Lemmings – allgemein als eines der einflussreichsten, eines der originellsten und eines der besten Spiele aller Zeiten angesehen. Was könnte ich wohl noch über dieses Spiel sagen, das nicht schon hundertmal gesagt wurde? Selbst heute ist es noch der Inbegriff des „Denkspiels“ – und ich habe dieses Genre ausschließlich wegen dieses Spiels zur Seite zugefügt. Seiten programmiert, spezielle Bilder gemacht, Skripte definitert, alles nur, um dieses Spiel präsentieren zu können. Es scheint also etwas Gewisses an sich zu haben.
Das Spielkonzept ist so bekannt, dass es schon beinahe albern ist, es überhaupt zu beschreiben. Doch diese Seite soll sowohl für „Insider“ wie auch für vollkommene Neulinge sein. Na denn.
Das Ziel ist es, eine Gruppe humanoider Lemminge vor den Gefahren ihrer Reise zu bewahren. Reise von wo nach wo? Wen interessiert das? Die Lemminge fallen eben immer durch eine Falltür in jeden Level, dann laufen sie einfach blind weiter in die selbe Richtung bis sie ein Hindernis erreichen und sie müssen eben den Ausgang erreichen. Das ist eben so!
Lemminge sind nicht gerade die schlauesten Kreaturen. Wenn sie auf ein bodenloses Loch zu laufen, laufen sie auch ohne zu zögern direkt hinein. Wenn sie ihren Vormann von Lava verschluckt werden sehen, hält sie das nicht davon ab, das gleiche Schicksal zu erleiden. Ziemlich schwierig, so das andere Ende des Levels zu erreichen, wenn der Weg von solcherlei Fallen gepflastert ist. Auftritt Spieler.
Man kann den Lemmingen spezielle Fähigkeiten verleihen. Weist man sie an zu klettern, drehen sie beim nächsten Hindernis nicht wie sonst üblich um, sondern kriechen die vertikale Wand hinauf. Rüstet man sie mit Fallschirmen aus, überleben sie auch tiefere Fälle. Befiehlt man ihnen, den Weg zu blockieren, bringen sie all ihre Kameraden zum umdrehen. Sagt man ihnen, sie sollen explodieren, tun sie auch das!
Diese Fähigkeiten / Befehle sind immer nur in begrenzter Anzahl verfügbar. Wenn man schon fünf Lemminge zum Graben abgestellt hat, kann ihnen dann kein weiterer mehr helfen. Wenn man gerade die letzte Brückenbauausrüstung vergeben hat, kann man nur noch hoffen, dass diese auch bis zum anderen Ende der Schlucht reichen wird.
Die Anzahl ist jeweils levelspezifisch, genau wie der prozentuale Anteil an Lemmingen, der gerettet werden muss. Man kann nie genug durchbekommen, indem man jedem einzeln alle benötigten Talente gibt! Deshalb muss man sich jeweils eine Methode ausdenken, einen allgemein gehbaren Weg für die breite Masse der Tierchen zu „bauen“. Das ist natürlich immer „zufällig“ mit den zur Verfügung gestellten Talenten möglich, aber einfach ist es deshalb noch lange nicht.
Die große Anzahl an Leveln ist in verschiedene Schwierigkeitsgrade aufgeteilt, wobei in jedem einzelnen die Komplexität auch langsam ansteigt. Die „Lernkurve“ ist dabei ziemlich perfekt ausbalanciert zwischen vorsichtiger, einfacher Exposition der verschiedenen Fähigkeiten und hirnmarternden, schier unlösbaren Aufgaben im späteren Spiel. Das allein kann einen schon monatelang beschäftigen!
Und dann, wenn man gerade langsam das Interesse verliert, entdeckt man den Zweispielermodus (der, wie ich gehört habe, nicht in allen Umsetzungen auf andere Systeme enthalten ist). Also schnappt man sich einen Freund und probiert es aus: Statt dem Panoramabildschirm gibt es plötzlich einen vertikalen Split-Screen und zwei verschiedenfarbige Arten von Lemmingen kommen aus der Falltür! Jeder Spieler kann natürlich nur seine eigenen Kreaturen kontrollieren, und er/sie muss sie zum eigenen Ausgang lotsen. Derjenige, der mehr Lemminge rettet, gewinnt die Runde. Besonders spannend wird es, wenn man die andere Partei durch Opferung einzelner eigener Tierchen sabotieren kann….
Jetzt, da mir nicht mehr so viel Erwähnenswertes einfällt (versprochen), sollte ich nicht vergessen, die wirklich gelungene Präsentation zu erwähnen: niedliche Grafik, passender Sound, beste Animationen. Lemmings ist nicht das trockene Brettspiel, das man normalerweise mit Denkspielen verbindet! Es ist einfach immer im Fluss, nie statisch. Verdienterweise wurde es ein so großer Erfolg, dass es viele Datendisketten hervorbrachte (verschiedene Varianten von „More“, „Christmas“, „Holiday“ und „New Year“) und auch noch ein paar offizielle Nachfolger sowie Plagiate inspirierte. Jeder kennt dieses Spiel – spätestens jetzt!
