So witzig die Parodie auf den Vorbildschnüffler Bond, James Bond, auch ist, so schludrig wurde das Spiel fürs Mega Drive umgesetzt. […] Obwohl der Feinschliff fehlt, fordert James Pond dank liebevoll gepinselter Grafik an manchen Stellen ein Lächeln heraus.
Bericht von Mr Creosote (21.05.2022) – Amiga (OCS)
Der Freiheitsheld der einen ist der Terrorist der anderen. Aus menschlicher Sicht fällt James Pond damit in letztere Kategorie. Seine Aktionen fallen klar in den Bereich des Ökoterrorismus. Doch sind nicht andererseits wir selbst die eigentlichen Aggressoren durch unsere Verschmutzung der Unterwasserwelt? Sollte man den Fischen nicht ein Selbstverteidigungsrecht zugestehen?
Allein dadurch, dass es komplett unter Wasser stattfindet, setzt sich James Pond bereits von der Masse der Jump’n’Runs ab. Und das, obwohl sich genauer betrachtet die Kernmechaniken schon ähneln. Hüpfen kann man natürlich nur während der kurzen Oberflächenbesuche, aber den Gegnern ausweichen, Gegenstände einsammeln und Gegner (mit Luftblasen) ausschalten muss man genauso.
Pro Level gibt es eine klar gestellte Aufgabe, die sich jeweils um eine Umweltgefahr dreht. Eine leckgeschlagende Ölpipeline, illegal entsorgter Atommüll oder mindestens muss eine Gruppe Fische in Sicherheit gebracht werden. Die Levels sind recht komplex gebaut, voller versteckter Durchgänge in versteckte Bereiche. Objekte können eingesammelt und im Sinne kleiner Rätseleinlagen verwendet werden. Weder Grafik, noch Sound bieten irgendeinen Grund zur Klage. Die Spielfigur bietet einen hohen Wiedererkennungswert, die Hintergründe sind abwechslungsreich, die Gegner sind thematisch passend gestaltet und bieten einfallsreiche Verhaltensmuster.
All dies muss in der Planung wirklich toll ausgesehen haben. Trotzdem ist das letztendliche Spielerlebnis einigermaßen problematisch. Ganz im Sinne des Unterwasserthemas kann sich Pond frei in alle Richtungen bewegen. Die Trägheit ist dabei zwar nicht übertrieben ausgeprägt, jedoch vorhanden. Das Ausweichen ist damit häufig schwer bis unmöglich. James verfügt zwar über mehrere Leben, die nur nach vollständigem Verlust eines Energiebalkens heruntergezählt werden, doch trotzdem verliert man beide schnell angesichts dessen, dass ein einziger Zusammenstoß mit einem urplötzlich aus dem Nichts auftauchenden Gegner reicht, letzteren praktisch komplett zu entleeren.
Das Spiel gewöhnt seine Spieler in den ersten zwei bis drei Leveln an seine Besonderheiten. Danach zieht der Schwierigkeitsgrad jedoch steil an, wie beschrieben nicht immer mit fairen Mitteln. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass unter der goldigen Oberfläche, die man als Kinderspiel fehlinterpretieren könnte, derart teuflisch sein kann.