Der sehr hohe Spielwert von Soccer hat bei uns zu so mancher abendlicher Redaktionsmeisterschaft mit Traumpaarungen wie „Bobo Bombers – Heini 05“ geführt. Wenn zwei Spieler gegeneinander antreten und von einem halben Dutzend Schaulustigen noch lautstark angefeuert werden, kommt reichlich Stimmung auf. Ein ausgezeichnetes Sportspiel für die ganze Familie
Sportspiele gehörten zu den ersten Genres der Computerspiele überhaupt – Tennis for Two beschäftigte bereits die Oszilloskope der Labore der 1950er Jahren. International Soccer stellte ebenfalls einen großen Schritt auf den aufkommenden Heimcomputerplattformen dar: An Stelle hoch abstrakter Punkte, sah man erstmals große, erkennbare Spielfiguren auf dem Bildschirm!
Wie allerdings seine Vorgänger kommt auch International Soccer spielerisch gleich zur Sache: Man wählt nur schnell die Trikotfarbe seiner Teams aus und los geht’s. Anstoß und schon sind beide Mannschaften hinter dem Ball her. Bei all den spannungsgeladenen Torraumszenen fällt es dabei kaum auf, dass jede Mannschaft aus gerade mal sechs Spielern (plus Torwart) besteht – der rein physisch vorhandene Raum hätte gar nicht für mehr gereicht. Hauptsächlich will die sich akustisch bemerkbar machende Zuschauerschaft natürlich Tore sehen. Wohl deshalb finden sich praktisch keine der Regeln des Sports im Spiel wieder. Was war nochmal Abseits?
Es passt alles perfekt zusammen: Man kann sich einfach hinsetzen und direkt losspielen, ohne vorher irgendwelche komplizierten Regeln zu studieren oder sich mit einer aufwändigen Steuerung vertraut zu machen. Der eigene Spieler, der sich am nächsten zum Ball befindet, wird automatisch aktiv. Man drückt den Joystick einfach in die Richtung, in die er sich bewegen soll. Der Feuerknopf löst einen Pass oder Schuss aus. Intuitiver geht’s wirklich nicht. Auch wenn spätere Genrevertreter dies mit komplexerer Spieldynamik, wie beispielsweise verschiedenen Bewegungsmodi oder der Unterscheidung zwischen Blutgrätschen und weniger harten Einsatzmöglichkeiten, aufzubohren versuchten, definierte International Soccer doch unbestreitbar das Fundament, auf dem sich das gesamte Genre auf Jahre hinweg bewegen würde.
Jetzt mag man denken, dass es damit natürlich qualitativ lange übertroffen wurde. Das mag in vielerlei Hinsicht auch durchaus zutreffen, insbesondere, wenn man die realistische Simulation eines echten Fußballspiels erwartet. Doch man sollte auch niemals ein simples, aber durchdachtes Design unterschätzen. Während spätere Spiele sicherlich engagierten Spielern, die viel Zeit in ihre Favoriten stecken, mehr geben können, hat International Soccer einfach diesen ebenso unbestreitbaren Vorteil, dass man es jederzeit einfach aus dem Regal ziehen und mit völlig unbeleckten Freunden anwerfen kann, ohne dass diese im entscheidenden Nachteil wären – egal, wie viele Partien man denn nun bereits gemacht hat.
