International Championship Athletics

Firmen:
Golden Sector / Hawk
Jahr:
1991
System:
Amiga (OCS)
Genres:
Sport / Action
Tag:
Individualsportarten
Sprachen:
Englisch / Französisch / Deutsch / Italienisch / Spanisch

Meinung damals

Bei dieser Olympiade ist Dabeisein nicht alles – genaugenommen ist’s noch nicht mal die Hälfte…

Richard Löwenstein, Amiga Joker 10/91 

Bericht von Mr Creosote (01.06.2009) – Amiga (OCS)

Wenn es ein Genre gibt, das förmlich „8 Bit“ schreit, dann sind es die Joystickrüttelspiele. Eben jene Sportspiele, mit denen man tatsächlich die Muskeln trainieren konnte – und die einem die Gelenke und Joysticks zerstörten. International Championship Athletics ist insofern ein völliger Anachronismus: Das Spiel gibt es exklusiv auf dem Amiga / Atari ST, aber es folgt genau jenem zu der Zeit bereits antiquierten Spielprinzip.

Hey, so gut war ich in der dritten Klasse auch!
Hey, so gut war ich in der dritten Klasse auch!

Das Spiel besteht aus 16 Leichtathletikdisziplinen. Diese teilen sich in Laufstrecken (100m, 200m, 400m, 800m, 1500m und 4000m), Hürdenläufe (110m und 400m), Wurfdisziplinen (Hammer, Speer, Kugelstoßen und Diskus) und Springen (Hochsprung, Stabhochsprung, Weitsprung und Dreisprung). Viele davon unterscheiden sich spielerisch untereinander nicht und die meisten vertrauen auf die eine oder andere Weise auf Joystickrütteln. Bestes Beispiel hierfür sind die Sprintdisziplinen (100m – 400m): Je brutaler man rüttelt, desto schneller läuft man. Um den Kollegen Tapuak grob zu zitieren: Der Jostick ist nach spätestens 300 Metern Schrott.

Längere Laufstrecken kommen völlig ohne Rütteln aus. Stattdessen stellt man die Laufgeschwindigkeit einfach frei ein und versucht diese mit dem persönlichen Energieverbrauch abzustimmen. Je schneller man läuft, desto schneller schwindet die Kraft. Ist diese verbraucht, fällt man einfach um. Diese Disziplinen sind also einfach nur durch reines Ausprobieren lösbar: Sobald man einmal die richtige Geschwindigkeitseinstellung sowie den richtigen Zeitpunkt zum Endspurt gefunden hat, gewinnt man zuverlässig jedes Mal.

Alle Wurfdisziplinen sind ganz gut schaffbar, da das Rütteln hier nur dazu da ist, Geschwindigkeit aufzubauen, und mit gut getimtem Drücken des Feuerknopfs (zum Loslassen) kombiniert wird. Springen funktioniert ähnlich. Zuguterletzt bleiben noch die Hürdenläufe, die wiederum entspannenderweise auf das Rütteln verzichten. Man rennt hier automatisch und muss nur die Sprünge zum richtigen Zeitpunkt auslösen.

Mist – die Leute knapp verfehlt!
Mist – die Leute knapp verfehlt!

Joystickrütteln ist nicht gerade spannend, aber in diesem Spiel ist es trotzdem das Highlight. Alle Disziplinen, die ohne auskommen, bieten keinerlei Herausforderung. Die Hürdenläufe hat man nach zwei Versuchen gemeistert, die Mittelstrecken sind reines Ausprobieren. Allein einigermaßen empfehlenswert ist das Werfen, da das Rütteln dabei nicht ganz so brutal ausgefallen und auch nicht einziger Bestandteil ist. Immer noch recht simpel, aber das Beste an diesem Spiel.

Das anachronistische Gefühl wird durch die Präsentation noch verstärkt. Die Grafik wirkt streckenweise recht geschmacklos. Die Disziplinen selbst präsentieren sich optisch im angemessenen 8-Bit-Look (anachronistisch, aber in Ordnung), aber alles dazwischen scheint von einem Praktikanten erstellt worden zu sein. Im gesamten Spiel gibt es genau ein Gesicht, und dieses wird für den Fernsehansager (schlechteste Sprechanimation aller Zeiten) und auch alle Zuschauer (männlich wie weiblich) verwendet. Der Sound beschränkt sich auf eine billige Melodie auf dem Titelbildschirm und danach ein paar „oohs“ und „aahs“ nach jeder Disziplin.

Horror…
Horror…

Ehrlicherweise sollte man jedoch erwähnen, dass das Spiel, obwohl es erst 1991 veröffentlicht wurde, wahrscheinlich deutlich früher entwickelt wurde. Offensichtlichstes Zeichen ist, dass die DDR noch in der Länderauswahl vorkommt – die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung bereits seit Längerem von den Landkarten verschwunden war. Bizarrerweise bestimmt die Auswahl, für welches Land man antreten möchte, gleichzeitig die im Spiel verwendete Sprache. Wenn man also die Texte auf Deutsch haben möchte, muss man in der Mannschaft der DDR antreten. Entsprechend für Spanien / Spanisch. Für englische Texte kann man zwischen Großbritannien und den USA wählen. Die UdSSR gibt es im Spiel natürlich auch (puh… die gab’s immerhin noch bis zum Dezember 1991…), aber man kann sie nicht spielen – ein russischer Übersetzer war wohl nicht greifbar. Wie schwierig könnte es wohl sein, Sprache und Mannschaft voneinander unabhängig wählbar zu machen?

Diese Seltsamkeiten wirken sich tatsächlich positiv auf das Spiel aus, da sie immerhin recht witzig sind. Das simple Spielprinzip vergisst man schnell – der Reporter bleibt dagegen im Gedächtnis hängen. Was eigentlich schon mehr über das Spiel aussagt, als man wirklich zu wissen braucht.

Screenshots

Amiga (OCS)

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Amiga (OCS)

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