IK+

Andere Titel:
International Karate +
Firma:
System 3
Jahr:
1988
Systeme:
Amiga (OCS) / C64
Genres:
Sport / Action
Tags:
Kämpfen / Humor / Individualsportarten / Multiplayer
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
5/5

Meinung damals

Dieses Spiel ist ein unbedingtes Muß für alle Fans von Kampfsport-Simulationen.

Andrew Draheim, 64er 2/88

Außer dem fehlenden Fastloader konnte ich wirklich kein Manko feststellen. Ein wahrer Top-Hit und würdiger Nachfolger des legendären Vorgängers.

Torsten Blum, ASM 12/87 

Dank vieler grafischer Gags und spielerischer Neuerungen macht IK+ eine Menge Spaß. Aber obwohl es ein technisch tolles Programm ist, bleibt es nur ein weiterer Aufguß des Karatespiel-Genres.

Boris Schneider-Johne, Happy Computer 1/88 

Bericht von Mr Creosote (28.09.2024) – C64

Seit Karate Champ waren Prügelspiele überhaupt die Sache. Die meisten Spiele folgten dabei den von diesem Spielhallenklassiker aufgestellten Schema. Womit sie sich schnell in ihrer Nische nur noch mit sich selbst beschäftigten. IK+ brach ebenfalls nicht aus der selbstgebauten Sackgasse aus. Und doch ist es die Krönung dieser Phase, die man rückblickend als Karate-Ära bezeichnen könnte.

Definierend für die Karatespiele der 1980er-Jahre war das recht statische Kampfmodell. Die Kontrahenten, nur differenziert durch die Farbe ihrer Kleidung, schlichen vorsichtig unter den Augen des Schiedsrichters aufeinander zu. Ein einziger Treffer unterbrach die Action und man stellte sich wieder auf die Anfangspositionen. So ging es weiter, bis einer von beiden genug Punkte gesammelt hatte. IK+ hebt all das auf eine neue, fließende Ebene. In gleich zwei Dimensionen. Ohne dabei das taktische Spielgefühl der früheren Spiele zu opfern.

Erstens geht der Kampf nach einem Treffer einfach weiter. Man erhält weiterhin Punkte, aber es wird weitergekämpft. Nicht, indem man den Gefallenen weiter niedertrampelt natürlich. Schließlich ist dies immer noch ehrenvolles Karate. Stattdessen dreht man sich schnell um die eigene Achse und tritt dem dritten Kontrahenten entgegen.

Dritter Kontrahent? Genau, drei Kämpfer stehen gleichzeitig auf dem Prüfstand, was die Action gleich viel intensiver macht. Es geht plötzlich darum, zumindest mal nicht umzingelt zu werden. Wohin soll man sich zuerst wenden? Wie entkommt man aus einer solchen Zwickmühle? Und selbst, wenn man nicht zwischen den anderen eingekeilt ist: Trifft man einen der Gegner, kommt man damit automatisch dem anderen gefährlich nahe.

So wird IK+ zu einem Spiel exakter räumlicher Kontrolle. Die Steuerung erlaubt einen Schlag oder Tritt pro Joystickrichtung, also acht verschiedene Angriffe. Sieben, da eine Aktion keine Attacke, sondern ein Rückwärtssalto zum schnellen Ausweichen. Darüber hinaus kann man normal nach links und rechts gehen. Wobei sich der Kämpfer nicht einfach so umdreht, sondern auch problemlos rückwärts läuft, wenn man ihn entsprechend steuert. Das Umdrehen ist ebenfalls eine extra auszulösende Bewegung.

Blindes Herumhauen auf den Tasten führt nicht zum Sieg. Das genaue Beobachten der Bewegungen und Aktionen der Gegner und daraufhin die richtige Reaktion zur richtigen Zeit zu finden, ist der Schlüssel. Verschiedene Angriffe haben unterschiedliche Reichweiten, die Kollisionsabfrage ist höchst exakt und berücksichtigt sogar die butterweichen Animationen. Die Joystickrichtungen und was sie bedeuten muss einem in Fleisch und Blut übergehen. Erst dann kann man realistisch gewinnen. Eine unaufmerksame Sekunde wird sofort bestraft. Insbesondere, da die Runden so kurz sind, dass ein oder zwei Treffer bereits den Sieger bestimmen können.

Das höchst anspruchsvolle Spielprinzip macht IK+ zu einem so langlebigen Klassiker. Es benötigt Training, aber die Lernphase unterhält bereits bestens. Es braucht Konzentration und Fokus, aber auch gute Reflexe und Intuition. Also durchaus wie echtes Karate, denke ich mal. Die gute Grafik und kleine Gags sind da nur das Sahnehäubchen.

Was kam dann noch nach diesem Spiel? Die Konkurrenz brachte eine solide, aber letztlich unterlegene Kopie heraus. Doch das Ende der Fahnenstange war für die Karatespiele erreicht. Damals beinahe unbeachtet war mitten im Hype Yie Ar Kung-Fu herausgekommen. Jenes Spiel zeigte einen ganz anderen Ansatz des Prügelspielgenres. Mit freakigeren Charakteren. Ehrlosen, schmutzigen Taktiken. Einem Lebensenergiebalken statt Punktevergabe.

Budokan folgte ein paar Jahre darauf und leitete eine Übergangsphase ein. Nach dem alles überstrahlenden Erfolg von Street Fighter II gab es dann kein Zurück mehr: Die Fantasy-Prügler hatten gewonnen. Und doch nimmt diese Entwicklung den Qualitäten eines IK+ nichts weg. Es braucht eventuell nur ein wenig Einführungszeit für jüngere Spieler, die sowas eben nicht mehr gewohnt sind.

Archivierte Berichte

Bericht von Mr Creosote (16.08.2003) – Amiga (OCS)

Wie könnte man International Karate noch verbessern? Schwierige Frage. Zu oft passiert es, das der Nachfolger eines guten Spieles durch zu viele Ergänzungen und Änderungen einfach kaputtgemacht wird. Jeder kennt wahrscheinlich entsprechende Beispiele.

Nicht so bei IK+. Es behält das Originalkonzept weitesgehend bei: Man muss immer noch durch das Landen von Treffern punkten, immer noch sind alle Kämpfer identisch, immer noch vergibt der Schiedsrichter/Mentor die Punkte. Und auch die Handhabung ist immer noch genauso einfach.

Wo es sich vom Vorgänger absetzt ist das weniger statische Spielgeschehen. Statt den Kampf jedesmal nach einem Treffer zu unterbrechen, geht es einfach weiter. Etwas öde, wenn doch einer dann sekundenlang nur am Boden liegt? Nein, denn da ist ja immer noch ein weiterer Gegner!

IK+ schickt einen gegen zwei andere Typen in den Kampf. Niemand ist „verbündet“, es geht jeder gegen jeden. Derjenige, der die meisten Punkte macht, gewinnt die Runde. Der mit den wenigsten Punkten scheidet aus. Man muss also nicht jede Runde gewinnen um weiterzukommen, es reicht auch ein zweiter Platz. Das trägt eine Menge zur Fairness bei. Manchmal ist es somit sogar klüger, sich vom Führenden verprügeln zu lassen, wenn es um den zweiten Platz knapp wird.

Der Zweispielermodus macht jetzt noch um einiges mehr Spaß. Meist läuft es so ab, dass die beiden Menschen sich erst ein Punktepolster verschaffen, indem sie gemeinsam den einsamen Computerkämpfer zusammenschlagen, dann aber sich gegenseitig in den Rücken fallen, und untereinander um den Sieg kämpfen. Auf diese Weise bleiben beide Menschen länger im „Turnier“ als in IK+.

Die kleinen, aber sehr effektiven Änderungen heben IK+ weit über seinen Vorgänger hinaus. Es ist das beste Prügelspiel aller Zeiten! Es ist besonders zugänglich, extrem motivierend und nimmt sich selbst nicht zu ernst. Einfach den berüchtigten „t-Move“ ausprobieren, dann sollte auch letzteres klar sein…

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