Flight Unlimited

Firma:
Looking Glass Studios
Jahr:
1995
Systeme:
PC (DOS) / PC (SVGA)
Genre:
Simulation
Tags:
Fliegen / Individualsportarten
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
3/5

Meinung damals

Für mich ist klar: Die Tage des Microsoft Flight Simulator sind gezählt. Flight Unlimited ist schöner, schneller und spaßiger. Auch wenn der eine oder andere seinen Rückenflügen unter der Golden Gate Bridge nachweint, lassen sich die Vorzüge der neuen Kunstflugsimulation nicht unter den Tisch kehren.

Florian Stangl, PC Player 06/95 

Endlich weiß ich, wie sich eine Sukhoi SU31 im Flug anfühlt. Die Steuerung, das Motorengeräusch, das Flugverhalten, alles macht den Eindruck einer perfekt recherchierten Kunstflug-Simulation. Gut und schön, aber wen interessiert das? Sobald sich das Auge an der (wirklich beeindruckenden) Grafik sattgesehen hat, beginnt die Suche nach dem tieferen Sinn hinter der Kunstfliegerei. Ich jedenfalls habe ihn nicht entdecken können.

Sascha Gliss, Power Play 08/95 

Bericht von Mr Creosote (16.01.2016) – PC (DOS)

Zuerst eine Warnung: Ohne vernünftigen analogen Joystick ist hier nichts zu holen! Das Spiel besitzt zwar theoretisch eine Tastatursteuerung, aber sie versperrt jeglichen Spaß. Nun da dies vom Tisch ist: Worum geht es bei Flight Unlimited? Wie hat man hier versucht, die spielerische Leere zu füllen, die zivile Flugsimulationen so häufig plagt? Zuerst gilt es zu verstehen, dass es sich nicht um eine der üblichen Jetsimulationen handelt, sondern um ein Kunstflugspiel. Wer jetzt Loopings for seinem geistigen Auge hat, der ist auf dem richtigen Weg (wobei dies natürlich nicht das einzige Manöver ist, das man vollbringen wird).

Doch bevor wir damit weiter ins Detail gehen, sollte noch erwähnt werden, dass Flight Unlimited ein sehr durchgestyltes Spiel ist. An Stelle eines simplen Hauptmenüs läuft man in einer dreidimensional dargestellten Hütte bei der Rollbahn herum (die man selbstverständlich durch das Fenster sehen kann), um Einstellungen zu ändern, Highscores anzuschauen, zu fliegen oder eine Trainingsstunde zu nehmen. Apropos Training, diese Lektionen führen einen langsam von den Grundlagen (geradeaus fliegen, kleine Kurven) bis zu recht komplexen Manövern – wobei alles jeweils erstmal textuell beschrieben und mit schematischen Zeichnungen illustriert ist, bevor der Trainer einem dann alles vorfliegt und dann, sobald man selbst am Steuerknüppel sitzt, genaue Anweisungen gibt, die sich sogar kontextuell auf die Leistung (und Fehler) des Spielers anpassen.

Während man also seine Korkenzieher usw. fliegt, wird man von digitalisierten Satellitenfotos als Bodentexturen verwöhnt. Das sieht ziemlich gut aus, doch man darf sich keine Illusionen machen – es ist nichts als eine Tapete (und die Panoramaansicht, in der sie richtig gut zur Wirkung kommt, ist auch spielerisch ziemlich nutzlos). Je näher man kommt, desto verwaschener wird es also und, schlimmer, man muss erkennen, dass der von weit oben so ansehnliche Wald nicht wirklich aus Bäumen besteht, sondern doch nur ein grüner Farbklecks auf einem platten Untergrund ist. Tatsächlich gibt es kein einziges dreidimensionales Objekt im gesamten Spiel; nur der Boden hat veränderliche Höhenniveaus (d.h. Hügel). Keine Gebäude, um die oder Brücken, unter denen man fliegen kann.

Das schränkt die Möglichkeiten des Spielers stark ein. Insbesondere im Haupt-„Challenge“-Modus ist dies seltsam. Dabei ist es Aufgabe des Spielers, vordefinierte Strecken abzufliegen, indem er „Tore“ so schnell wie möglich passiert. Dort wird Flight Unlimited also praktisch zum Rennspiel (gegen die Uhr – repräsentiert durch ein Geisterflugzeug, dessen Flugbahn dem bisherigen Rekordflug im Stil von Micro Machines 2 entspricht). Die Tore sind jedoch rein virtuell. Sächliche Objekte als Markierungen hätten den Spaß locker vervielfacht.

Punkten kann das Spiel im Vergleich zur Konkurrenz immerhin mit einem leicht detaillierteren Flugmodell. Beispielsweise besteht die Durchführung einer 180°-Wendung nicht einfach nur daraus, nach rechts zu steuern; man muss gleichzeitig mit den Pedalen das Flugzeug stabilisieren. Was die Umwelt angeht, so simuliert das Spiel Aufwinde (die optisch an Rauchsignale eines Lucky-Luke-Comics erinnern). Diese sind insbesondere für Piloten eines motorenlosen Gleitfliegers wichtig, um länger in der Luft zu bleiben.

Sobald man dann jedoch die grundlegenden Flugmanöver beherrscht und auf den Rennstrecken gute Rekorde gesetzt hat, befindet sich die Motivation im Sturzflug. Die verschiedenen internationalen Flugplätze ändern nur die Bodentapete; die spielerischen Herausforderungen bleiben die gleichen. Die Rennen sind eine sehr gute Idee, die jedoch noch nicht vollständig ausgearbeitet wurde. Dreidimensionale Hindernisse sind einer der Minuspunkte, aber dazu kommt, dass man seine Leistungen relativ schnell optimiert; weitere Anläufe sind von da an recht nutzlos. Ein Punktesystem für besondere Manöver oder Kombinationen solcher im freien Flug existiert ebensowenig wie Wettbewerbe.

Das Spiel hat also beides: Eine steil ansteigende Motivationskurve (wenn man erstmal die Grafik bewundert und das Fliegen lernt), dann aber auch eine äquivalent fallende. Intensiver, aber kurzer Spaß ohne Langzeitwirkung.

Screenshots

PC (DOS)

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Box

PC (DOS)

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