Fields of Glory

Firma:
MicroProse
Jahr:
1994
Systeme:
Amiga (OCS) / Amiga (AGA) / Amiga (CD32)
Genre:
Strategie
Tags:
Historisch / Krieg
Sprachen:
Englisch / Französisch / Deutsch
Mittlere Wertung:
2/5

Meinung damals

Fields of Glory hätte das Potential zu einem wirklich hervorragenden Produkt gehabt. Leider haben die Entwickler wohl zuviel Mühe in die aufwendig recherchierte Datenbank gesteckt, so daß im Endeffekt zu wenig Zeit für die Programmierung blieb. […] Viel schlimmer ist es, wenn (selbst computergesteuerte) Einheiten den Unterschied zwischen Fluß und Straße nicht kennen, sondern meilenweit über das Wasser wandeln. […] Zahlreiche derartige „Kleinigkeiten“ verleiden einem recht schnell den Spielspaß.

Thomas Werner, PC Player 09/93 

Gegenüber den PSS-Waterloo-Klassiker mit dem klangvollen Namen Waterloo, biettet Microprose' Fields of Glory eher unübersichtliche und unverständlicherweise komplizierte Strategiekost. […] Sobald eigene Einheiten in die Reihen des Feindes stoßen, lassen sich diese im Kampfgetümmel nicht mehr von der Streitmacht des Gegenübers unterscheiden. Zum anderen klickt man sich auf der Suche nach Infos über eine bestimmte Einheit durch einen regelrechten Fensterdschungel […] Trotz dieser Mankos bietet Fields of Glory satten strategischen Tiefgang und protzt mit historisch genauen Informationen

Knut Gollert, Power Play 08/93 

Bericht von Mr Creosote (25.11.2016) – Amiga (OCS)

Die in die Höhe geschnellte Rechenkraft der Heimcomputer rund um 1990 führte zu Anstrengungen, Kriegsspiele zu revolutionieren. Wo vorher Armeen und Einheiten durch abstrakte Symbole repräsentiert wurden, versuchte man nun, „Diorama“-Spiele zu entwickeln und damit an die großen Vorbilder der „Tabletops“ mit komplett modellierten Miniaturlandschaften, Modellen und Figuren heranzukommen.

Juchu, das wird eine Freude!
Juchu, das wird eine Freude!

Fields of Glory ist in diesem Sinne ziemlich weit. Es simuliert eine Hand voll historischer und fiktiver Napoleonischer Schlachten (die historischen können ebenfalls fiktionalisiert werden, indem die Armeeverteilungen und -aufstellungen angepasst werden) und der Detailgrad der Landkarten und der Soldatenfiguren ist recht hoch.

Die zugrundeliegenden Spielideen sind beeindruckend. Die Effizienz der Einheiten richtet sich nach Typ und Gegnertyp (beispielsweise ist Infanterie schlagkräftig gegen Kavallerie, aber nicht so toll gegen Artillerie) sowie ihrer Formation (beim Sturm auf Artillerie verteilt man sich besser) und Terrain (Kavallerie im Wald?). Gebäude können darüber hinaus auch noch als „stationäre Bunker“ fungieren und Gegner beschießen.

Taktische Optionen bis zum Abwinken
Taktische Optionen bis zum Abwinken

Abgesehen vom Stein-Schere-Papier-Konzept hat man auch gar nicht die volle Kontrolle über die Einheiten. Realistischerweise kann man nur dann Befehle erteilen, solange sich die Soldaten in der Reichweite des richtigen Kommandanten befinden. Sind sie irgendwo am Kämpfen, agieren sie autonom. Vorausplanung wird also besonders wichtig.

Soviel zum Konzept. Die Umsetzung ist allerdings ein einziges Chaos. Einige Schlachtfelder haben beispielsweise sehr prominente Flussläufe. Daraus sollten sich auf Basis dieser ganzen Spielaspekte interessante taktische Varianten ergeben, oder? Könnte so sein, hätte das Terrain irgendeinen Effekt auf die Bewegung. Jedoch überqueren alle Einheiten jegliches Terrain (inklusive Flüssen), als wäre es platter Acker. Scrolling ist ebenfalls ein Problem: Nach Hereinzoomen kann man nicht mehr das komplette Schlachtfeld durchscrollen, sondern nur einen kleinen Ausschnitt (evtl. um nur diesen Teil des Schlachtfelds im Speicher halten zu müssen?). Also muss man dauernd herauszoomen, um dann woanders gleich wieder hereinzuzoomen.

Moment, da stimmt was nicht!
Moment, da stimmt was nicht!

Überhaupt ist das Scrolling sehr langsam und ruckelig. Auf einem normalen A500 kann man das Spiel überhaupt nicht spielen: Nichts bewegt sich, auf Mausklicks wird nicht reagiert usw. Auf einem A1200 wird es einigermaßen erträglich. Warum man eine OCS-Version überhaupt gemacht hat, wenn sie doch nur auf schnelleren Maschinen benutzbar war, wird wohl ewig ein Geheimnis bleiben.

Doch zurück zum Spielinhalt: Das nächste Desaster erwartet einen bei der künstlichen Intelligenz. Außer auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad bleiben die computergesteuerten Armeen immer absolut passiv. Die einzelnen Einheiten verteidigen sich zwar, kommen sich gegenseitig aber nicht einmal zur Hilfe, wenn sie angegriffen werden. Kein technisches, aber trotzdem ein weiteres Hindernis: Preußische und Französische Truppen sind kaum auseinanderzuhalten, da sie beide blau tragen. Mit den (rot gekleideten) Briten ist es etwas better, aber auch nicht entscheidend. Der Berg an Problemen ist mittlerweile so hoch, dass die schreckliche Übersetzung ins Deutsche und Französische auch nicht mehr viel ausmacht.

Mit der passenden Hardware (oder Emulationseinstellungen) und den richtigen Spieleinstellungen (höchster Schwierigkeitsgrad, nur Schlachten zwischen Briten und Franzosen usw.) wird das Spiel einigermaßen spielbar. Doch selbst so macht es noch lange keinen Spaß. Es ist dermaßen fehlerhaft, dass es eigentlich unvorstellbar ist, dass es überhaupt eine Qualitätskontrolle durchlaufen haben soll. Ein so unfertiges Produkt überhaupt auf den Markt zu werfen, ist schon eine ziemliche Respektlosigkeit gegenüber den Kunden. Und, genau richtig vermutet, ich habe es gekauft – also entschuldige ich mich einfach mal für den sicherlich durchscheinenden persönlichen Frust…

Kurzkommentar von Mr Creosote (25.11.2016) – Amiga (AGA)

Fields of Glory auf dem A1200/A4000 ist genau das gleiche Spiel wie die OCS-Version (inklusive aller Bugs), abgesehen von der hochgeschraubten Farbtiefe. Selbst diese zusätzlichen Farben machen es jedoch nicht einfacher, die eigenen Soldaten von den gegnerischen zu unterscheiden.

Kurzkommentar von Mr Creosote (25.11.2016) – Amiga (CD32)

Die CD-Version von Fields of Glory bietet zusätzlich eine „Datenbank“ der historischen Armeen und ihrer Befehlshaber zu den simulierten Schlachten. Der Sinn davon ist unklar, und ebenso unklar ist es, warum dafür eine CD benötigt wird (wird es nämlich nicht). Die Bedienung per Gamepad ist wie erwartet umständlich. Ansonsten ist diese Version identisch mit der für den A1200.

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