Das Höllenhaus

Andere Titel:
House of Hell / House of Hades [us]
Firma:
Puffin Books
Jahr:
1984
System:
Spielbuch
Genre:
Rollenspiel
Tags:
Sonstige Fantasy / Kämpfen / Horror / Textbasiert
Sprachen:
Englisch / Deutsch
Mittlere Wertung:
3/5

Bericht von Mr Creosote (14.10.2023) – Spielbuch

Wie sein Gefährte Livingstone erweiterte auch der Co-Erfinder der Buchreihe Steve Jackson ein Mini-Abenteuer, das vormals bereits in ihrer zweimonatlichen Zeitschrift veröffentlicht worden war, zu einem Abenteuerspielbuch voller Länge. Livingstone hatte das erreicht, indem er dem Ende seiner Höhlen der Schneehexe eine komplett neue Episode anhängte. Jackson machte das anders. Er beließ sein Abenteuer in den Grundzügen so, wie es war, und schmückte es hier und da ein wenig mit zusätzlichen Abschnitten aus.

Das Thema bringt immerhin Abwechslung. Na ja, „Abwechslung“ nach Maßstäben dieser Buchreihe. Anstatt in die D&D-ähnliche Welt Titan zu reisen, bleiben wir in unserer. Sogar in unserer Gegenwart. Das Buch bedient Gruselhausclichés. Ein satanistischer Kult plant ein Menschenopfer und der Protagonist stolpert mitten hinein.

Solcherlei Plots können sich zweierlei entwickeln. Entweder sind die Kultisten ein Haufen Spinner, die verbissen an etwas Falsches glauben, aber in ihrem Wahn trotzdem höchst gefährlich werden. Das Höllenhaus lässt dagegen beinahe von der ersten Seite keinerlei Zweifel daran, dass alles real ist. In dieser Welt gibt es Dämonen, magische Waffen, Geister, unerklärliche Kräfte… wodurch die Fantasy also doch wieder zuschlägt.

Thematisch ist das Buch leider ziemlich querbeet. Gemälde erwachen zum Leben. Die Geister früherer Opferzeremonien durchstreifen ohne Unterlass die Korridore und flüstern dem Protagonisten kleine Hinweise zu. Der kultivierte Hausherr gibt sich als perfekter Gastgeber. Soweit alles gut. Originell sicher nicht, aber kohärent. Doch warum lauert hinter jedem zweiten Vorhang ein Zombie? Warum wohnt in einem Zimmer ein Vampir?

Die Antwort liegt wohl in der Angstmechanik. Durch diese neue Spielmechanik soll wohl der inhärente Designkonflikt, den Spieler einerseits zum Erforschen zu ermutigen, aber andererseits ihn auch bestrafen zu können, wenn er seine Nase zu tief irgendwo reinsteckt, aufzulösen. Die meisten früheren Bücher beantworteten solch Verhalten entweder mit besonders schwierigen Kämpfen oder erklärten sogar den sofortigen Tod.

Das Höllenhaus definiert stattdessen einen Grenze, die ein bisschen Schnüffeln erlaubt, aber nicht zu viel. Eine Verbesserung ist das schon, aber die Implementierung lässt im Detail zu wünschen übrig. Die Angst springt bereits für noch relativ unspektakuläre Ereignisse ziemlich hoch. Doch trifft man dann die wirklich gruseligen Monster, zwinkert der Protagonist kaum. Livingstone versuchte später im Tempel des Schreckens etwas Ähnliches, das besser funktionierte.

Apropos Kämpfe: Wie für Jackson typisch gibt es gar nicht mal so viele. Stattdessen geht es ganz massiv darum, den einen richtigen Pfad zum Ende zwischen all den Sackgassen zu entdecken. Dabei geht es effektiv nur darum, ein einziges Objekt zu entdecken. Dem Buch mangelt es an Komplexität, aber es verschleiert dies durch seine völlig unintuitive Bewegung, die sich jeder Logik systematischer Erforschung widersetzt. Sogar noch mehr als in anderen Büchern dieser Art schlägt der Frust, einfach grundlos nicht mehr zur vorigen Tür zurückkehren zu dürfen, massiv zu.

Und dann sind da natürlich noch die Spielabschnitte, in denen die Füllstrategie allzu transparent wird. Die Folterkammer und die Küche. Große Abschnitte, die aus vielen Absätzen bestehen, aber letztlich keinen spielerischen oder erzählerischen Sinn haben. Selbst wenn man ganz systematisch rangeht, gibt es einfach keine Möglichkeit mehr zu entkommen. Ein Schritt in einen dieser Räume und man ist bereits tot. Obwohl einem vorher noch eine Reihe Entscheidungen abverlangt wird, die letztlich alle egal sind. Eine wirklich blöde Methode Zeit zu schinden.

Anders als in Jacksons vorigem Versuch, ein neues Thema in die Buchreihe einzuführen, gelingt es ihm hier immerhin, den blumigen Schreibstil gewisser Genreklassiker zu treffen. Auf perverse Weise ist sogar die verrückte Architektur des Hauses, in dem man an jeder Ecke sterben kann, irgendwie dem Genre angemessen. Obwohl streng genommen die Spielmechanik hier praktisch völlig basisch verwendet wird, insbesondere für ein Buch von Jackson, wirkt Das Höllenhaus anders. In einer Reihe zugegeben recht ähnlicher Titel könnte man das Gutheißen. Könnte, wären da nicht all die signifikanten Schwächen.

Screenshots

Spielbuch

Bild Bild Bild Bild Bild Bild

Box

Spielbuch

Bild

Dateien

TGOD button #1 TGOD button #2