Cannon Fodder 2: Once More Unto the Breach

Firma:
Sensible Software
Jahr:
1994
System:
Amiga (OCS)
Genres:
Strategie / Action
Tags:
Humor / Krieg
Sprache:
Englisch
Mittlere Wertung:
3/5

Meinung damals

Etwas mehr hatte ich mir schon von Cannon Fodder 2 versprochen. Echte Neuheiten sind nicht zu finden, und grafisch und soundmäßig ist alles beim alten geblieben. Die neuen Levels sind allerdings recht abwechslungsreich und warten mit einem knackigen Schwierigkeitsgrad auf.

Hans Ippisch, Amiga Games 01/95 

Wer sich also dasselbe Feuerwerk an Ideen erwartet, wie es der Vorgänger gezündet hat, sieht sich enttäuscht – zumal die neuen Kampfgebiete nicht mehr so liebevoll designt wurden und mit ihren Massen an Gegnern den Schwierigkeitsgrad in Höhen schrauben, die nach eigener Auskunft selbst dem „Obersensiblen“ Jon Hare suspekt sind.

Max Magenauer, Amiga Joker 01/95 

Naja, wollen wir mal gnädig sein. Im Vorgänger steckten soviele neue Ideen, daß ich über den etwas uninspirierten Nachfolger nicht allzusehr mosern will. Cannon Fodder 2 ist – moralische Bedenken mal außen vor – für sich genommen ein spannendes und herausforderndes Spiel.

Heinrich Lenhardt, PC Player 02/95 

Bericht von Mr Creosote (04.09.2021) – Amiga (OCS)

Was haben Sunny Shine, Wizardry 4 und Cannon Fodder 2 gemeinsam? Sie wurden alle von Koryphäen der Computerspielekritik designt. Was können wir aus ihnen lernen? Platt gesagt: Gute Spielekritiker sind noch lange keine guten Designer. Soviel die Kurzfassung. Die gesamte Realität ist natürlich komplexer. Doch insbesondere die letzten beiden zeigen schon eine interessante Korrelation.

Stuart Campbell hatte sich durch seinen kritischen, von zynischen Formulierungen geprägten Schreibstil in der britischen Fachpresse schnell einen Namen gemacht. Er galt als „harter Hund“, insbesondere gegenüber Bugs oder abgedroschenen Spielprinzipien. Oft baute seine Argumentation jedoch auch auf der elitären Warte eines Top-Spielers. Das heißt, er sah seine Kompetenz nicht nur in einer breiten Kenntnis vieler Spiele und der Fähigkeit der Einordnung, sondern schien ein Abzielen auf Durchschnittsspieler geradezu zu verachten.

Links: Stuart Campbell
Links: Stuart Campbell

Cannon Fodder war bei ihm gut weggekommen, wie überhaupt Sensible Software ein Stein in seinem Brett hatte. Für den zweiten Teil fungierte er als Designer… und einigermaßen vorhersehbar zog er erstmal beim Schwierigkeitsgrad an. In einem Spiel, dessen erster Teil auch schon nicht unbedingt zu den einfacheren Titeln seines Genres gehört hatte, in dem bereits ein einziger falscher Klick den Tod der gesamten Soldatengruppe bedeutet hatte.

Nun funktioniert Leveldesign auf verschiedenen Ebenen. Zu Gute halten muss man Campbell, dass er sichtbar die taktische Kniffligkeit zu erhöhen versuchte. Viele Levels lassen sich auf unterschiedliche Weise angehen, wobei mit offensichtlichen Frontalangriffen schnell kein Blumentopf mehr zu holen ist. Andererseits hat er es sich jedoch auch nicht nehmen lassen, schlicht die Anzahl und Bewaffnung der Gegner zu erhöhen und diese dann auch noch bevorzugt an strategisch (für sie!) günstigen Stellen zu platzieren. So dass einem das Spiel Reaktionszeiten abverlangt, die stellenweise jenseits von Gut und Böse sind. Das hat dann nichts mehr von Anspruch, sondern nur noch von Frust.

Das weckt Erinnerungen
Das weckt Erinnerungen

Ansonsten hat sich herzlich wenig getan. Die neuen Levels basieren auf einer Handvoll neuer Grafiksets, die aber nichts anderes als eben das sind: ein neuer Anstrich. Klar, die Gebäude und Pflanzen sehen jeweils anders aus, die Fahrzeuge bekommen neue Sprites, aber sie erfüllen jeweils alle den gleichen Zweck. Ob nun der Panzer oder die Chicagoer Gangsterkutsche – anscheinend steckt der gleiche Motor drin. Immerhin optisch wird somit Abwechslung geboten und über die Gestaltung kann man – mit Ausnahme der potthässlichen Alienlevels – nicht meckern.

Wichtiger als die Frage der Veröffentlichungspolitik als vollpreisiger Nachfolger anstatt als Erweiterungsdiskette ist aus heutiger Sicht also die des Spieldesigns und der anvisierten Zielgruppe. Cannon Fodder 2 ist das, was passiert, wenn man auf die Hardcorefans hört. Denen folgt, die wahrscheinlich wirklich das eigene Spiel maximal durchdrungen, am meisten Zeit darin investiert haben. Es in- und auswendig kennen. Natürlich fordern solcherlei Spieler nach größeren Herausforderungen! Nur, so lauthals sie sich auch manchmal Gehör verschaffen, so sind sie eben doch nur eine verschwindend geringe Minderheit.

Der Anspruch, professionelle Kritiker müssten auch gute Designer sein, ist grundlegend falsch. Dass Blumen ohne Duft  der schlechteste Film im Schaffen Russ Meyers war, nimmt dem Ansehen Roger Eberts, Autor des Drehbuchs, als Kritiker nichts. Es mag hier und da Korrelationen beider Talente geben. Stuart Campbell versuchte es im Folgenden – ebenso wie Ebert – nie wieder. Vielleicht besser so.

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