Bericht von Mr Creosote (26.01.2008) – Atari 2600
Boxen – einen weniger interessanten Sport kann man sich kaum vorstellen. Zwei schwitzende, fette Typen, die sich gegenseitig verprügeln. Oder auch nicht, denn meistens umarmen sich sich ohnehin. Nein, was daran die Faszination darstellen soll, ist unbegreiflich. WARUM ZUM TEUFEL TESTET ER DANN EIN BOXSPIEL? Na, nur weil man sich beispielsweise niemals freiwillig in die Nähe einer Autorennstrecke begeben würde, heißt das ja noch lange nicht, dass man nicht ein gutes Rennspiel genießen kann. Realität und Spiel sind schlicht und einfach zwei Paar Schuhe.
Activisions Boxing (eines ihrer ersten vier Spiele überhaupt) ist eine professionelle und ernsthafte Simulation des gleichnamigen Sports. Ganz wie in Wirklichkeit verlangt sie einem keinerlei Strategie ab. Man muss einfach nur schneller, härter und genauer schlagen als der Gegner, um zu gewinnen.
Man sieht die Vorgänge aus einer völlig flachen Vogelperspektive: Es wurde noch nicht einmal ansatzweise versucht, irgendetwas durch Schattenwurf oder Schattierungen perspektivisch darzustellen. Die Kämpfer bestehen anscheinend nur aus einem Kopf, Armen und Händen. Zielbereich für Treffer ist jedoch nur der Kopf (übrigens löst ein Treffer einen recht lustigen Grafikeffekt aus).
Die Steuerung ist so einfach, dass es einfacher nicht mehr geht. Der Joystick bewegt den eigenen Kämpfer und der Feuerknopf löst einen Schlag aus. Diejenige Hand, die der Nase des Gegners näher ist, wird automatisch benutzt. Eine Runde dauert zwei Minuten, und die Anleitung legt einem ernsthaft nahe, die Konsole neuzustarten, um eine weitere Runde zu spielen – selbst dieses einfache Konzept wurde nicht technisch implementiert.
Selbst für ein Atari-2600-Spiel ist Boxing einfach gestrikt. Technologisch kann es nur mit seinen flüssigen Animationen punkten. Spieltechnisch, ist es jedoch recht gut gelungen. Die Geschwindigkeit ist genau richtig, und mit dem richtigen Timing bekommt man nette Schlagkombinationen hin. Der Computergegner spielt kompetent, und mit einem zweiten menschlichen Spieler ist es ein sehr guter Zeitvertreib.
