Bericht von Mr Creosote (11.02.2023) – Atari 2600
Labyrinthspiele im Stile Pac Mans gab es auf dem Atari 2600 wie Sand am Meer. Die Umsetzung des Originals hatte man leider ziemlich in den Sand gesetzt. Entsprechend niedrig waren die Erwartungen, als ich dieses Spiel einlegte. Doch es stellte sich als schöne kleine Überraschung heraus.
Die Thematik wird, wie seinerzeit üblich, primär vom Bild der Verpackung und – in geringerem Maße – der Anleitung transportiert. In der Rolle eines Gangsters der 1920er Jahre möchte man Banken ausrauben. Neun pro Stadt. Was ein wenig abenteuerlich klingt, oder? Ist es auch. Je mehr Banken man erleichtert, desto mehr Polizeiwagen kommen ins Spiel und jagen einen. Zumindest ist man nicht wehrlos. Eine gut getimte Dynamitstange bringt deren Autos schnell zur Explosion, was wiederum den Weg zu weiteren Banken ebnet.
Die Grafik ist nicht gerade berauschend, selbst gemessen an den Standards des Atari 2600 und ganz sicher nicht mehr 1983, als andere Entwickler schon deutlich mehr aus der Kiste herausgeholt hatten. Autos wie Banken sind als solche erkennbar, aber das war’s dann auch schon. Die Animationen sind flüssig und flackerfrei. Zumindest abgesehen vom Dynamit, das wohl absichtlich flackert. Was trotzdem nervig ist. Die Städte unterscheiden sich durch die Straßenführung und die eine Farbe der unbeteiligten Gebäude.
Dieser optisch dürftige Eindruck wirft heutige Spieler praktisch sofort auf die Spielmechanik zurück. Diesbezüglich besteht ein Raubzug nur daraus, über die zufällig auftauchende Bank zu fahren. Das ruft dann mit wenigen Sekunden Verzögerung einen Polizeiwagen auf den Plan. Erwischt der einen, ist ein Leben verloren.
Der spielerische Teufel liegt in nett gemachten Details. Der eigene Wagen ist etwas schneller als die Verfolger (je nach Level/Stadt). So ist ein Entkommen absolut möglich, sofern man die Kurven (Ecken) effizient nimmt. Das Dynamit braucht eine oder zwei Sekunden hochzugehen, so dass man in der Hitze des Gefechts auch noch das genau richtig hinbekommen muss. Da einen maximal drei Autos gleichzeitig verfolgen, wird zwar Druck aufgebaut, aber es bleibt fair. Begrenztes Benzin limitiert die Gesamtzeit pro Level und drängt zur Action.
Ich möchte nicht behaupten, dieses Spiel könne einen heutzutage noch sehr lange fesseln. Ich möchte nicht heucheln, ich hätte es selbst länger als einen Abend gespielt. Doch das, was es sein möchte, ist gut gelungen. Die offene Welt, in der man bereits in die nächste Stadt entfliehen kann, bevor man die vorige „gelöst“ hat, macht es sympatisch. Wer sich gefragt haben sollte, wie Grand Theft Auto Anfang der 1980er Jahre ausgesehen hätte, wird hier fündig!